- Oliver Streiff
Perfektionismus - effektives Mental-Coaching für Jura-Studenten und Anwaltskandidaten
Aktualisiert: vor 3 Tagen

Wir beginnen mit einem Zitat:
"Perfektionismus ist gut. Perfektionismus unter anderen Handlungsmöglichkeiten ist Erfolg!"
Perfektionismus ist ein ausgeprägtes Streben nach Vollkommenheit und Fehlerfreiheit. Der Perfektionist will von sich aus, präzise und perfekte Ergebnisse erzielen. Das ist zunächst eine gute Eigenschaft. Wir übernehmen eine Aufgabe
und wollen diese bestmöglich lösen. Das kann ein enormer Ansporn sein. Viele Perfektionisten sind deswegen überdurchschnittlich erfolgreich – im Beruf oder Leistungssport.
Wird Perfektionismus aber übertrieben...
dient das weniger dem guten Resultat, sondern oft sich vor wahrgenommenen oder vor realen Bedrohungen zu schützen. Oft durch erhöhte Aufmerksamkeit, Grübeln und extreme Kontrolle. Diese perfektionistische Kontrolle will Kritik, Unglück, Fehler oder Schuld vermeiden. Denn Perfektionisten erleben Fehler als Hinweis massiver Defizite und lösen bei ihnen das Gefühl von Versagen aus. Etwas einmal nicht perfekt zu machen oder »Fünfe grade sein zu lassen« löst Angst, Stress, Ängste aus und kann im Extrem zu psychischen Erkrankungen (Essstörungen, Zwangsstörungen, Erschöpfungssyndrom (Burnout) oder gar Depressionen führen. Andererseits führt der Perfektionismus oft zum Tunnelblick: Egal, was Betroffene erreichen, es ist nie gut genug. Dies führt dann zur ewigen Jagd nach Anerkennung, die in vermindertem Selbstvertrauen münden kann. Oder sie sorgt dafür, dass man sich am Erreichtem nicht mehr erfreuen kann. Stattdessen sehen wir nur die Fehler im Detail. Selbstvorwürfe. Diffuse Ängste im Untergrund. Schliesslich: Perfektionisten laufen Gefahr, wichtige Entscheidungen immer wieder aufschieben, bis alles so ist, wie sie es gern hätten. Doch das passiert nie oder der Zug ist dann längst abgefahren.
Wer diesen Blog liest, profitiert von vielen...
nützlichen Informationen über das Thema Perfektionismus und erhält auch ein Paar nützliche Tipps zu Selbstanwenden. Im ersten Teil beleuchten wir zunächst die vielen möglichen Ursachen, Verständnis befreitet schon oft. Vielleicht ist der Blog etwas ausführlich, aber Information ist wichtig. Im zweiten Teil beschreibe ich, was man selbst oder in professioneller Begleitung alles machen kann, um neue Handlungsmöglichkeiten zu erlernen. Am Ende findest Du meine Kontaktdaten und ein Standardvorgehen im Coaching zur Bearbeitung dieses Themas, das sich bewährt hat. Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen. Deine Gesundheit und Dein berufliches Umfeld werden den Unterschied sofort bemerken.
1. Teil: Perfektionismus hat seinen Ursprung...
häufig in der Kindheit und entsteht etwa durch die Prägung zu wichtigen Bezugspersonen (Eltern, Geschwister). So lernen Kinder beispielsweise, dass sie nur angenommen oder geliebt werden, wenn sie perfekt sind (Liebe durch Leistung). Oder das Kind wurde absichtlich oder unachtsam (z.B. Geschwisterposition) beschämt oder Beschämung durch Dritte wurde geduldet. Oder das Kind wurde nicht angemessen unterstützt und ermutigt, so dass es als Gegenreaktion bzw. als Kompensation unerbittliche Ansprüche an sich stellen musste, um voran zu kommen. Aber auch bei selbst perfektionistischen veranlagten Eltern kann dieser Anspruch durch alleinige Abgucken erworben werden (Lernen am Idol / Modell). Dasselbe kann aber auch bei komplett fehlenden Strukturen in der Familie passieren, indem der Perfektionismus die fehlende Kontrolle im System ersetzen soll. Schliesslich geht die heutige Wissenschaft davon aus, dass ein gewisser Grad an perfektionistischem Verhalten angeboren ist.
Eng mit dem Perfektionismus ist der Selbstwert verbunden.
Denn Perfektionismus führt oft dazu, dass der angestrebte Selbstwert immer haushoch über dem Istwert liegt, was sich subjektiv als weit vom Ziel entfernt anfühlt. Nun ist es wiederum wichtig, wie man diesen Abstand interpretiert. Wenn wir uns z.B. sagen, super, ich bin ja schon ganz schön weit, oder ich habe ein tolles hohes Ziel vor mir, welches mich beflügelt und motiviert, weiter an mir zu arbeiten, dann kann vermutlich sogar Kraft aus diesen hohen Zielen ziehen. Wenn wir aber denken, «Oh Gott, ist das noch weit bis zu meinem Ziel, ich bin jedoch absolut am Anfang, ob ich das überhaupt jemals in einer angemessenen Zeit schaffen werde?», dann wird man vermutlich an sich zweifeln und merken, wie die Kraft und die Zuversicht nachlassen oder man noch mit härterer Disziplin vorgeht. Ein Perfektionismus-Coaching ist daher immer auch ein Selbstwert-Coaching. Lass uns nun noch weitere Nachteile erörtern, was wichtig sein kann, da dir der Blockaden besser gewahr werden kannst.
Wenn unser Perfektionismus automatisiert und losgelöst von unserer freien Einflussnahme abläuft, von uns Besitz ergreift,
hat jedoch zahlreiche Nachteile und Risiken...
die sich Perfektionisten bewusst machen sollten:
Perfektionisten halten sich für faul: Viele Perfektionisten sind Arbeitstiere. Trotzdem haben sie ein schlechtes Bild von sich und ihrer Arbeitsleistung. Nicht wenige unterstellen sich Faulheit, wenn Aufgaben länger dauern als erwartet.
Perfektionisten neigen zur Selbstausbeutung: Überstunden machen – und danach die restliche Arbeit mit nach Hause nehmen, um dort weiterzuarbeiten? Sowas passiert Perfektionisten regelmäßig. Betroffene scheuen nicht davor zurück, über ihre Belastungsgrenzen zu gehen, um Mängel zu vermeiden. Wird das chronisch, sind negative Folgen für die Gesundheit programmiert.
Perfektionisten strampeln im Hamsterrad: Höher, weiter, schneller – das Streben nach Superlativen ist ein perfekter Weg ins Hamsterrad. Ganz oft versuchen Perfektionisten Menschen zu gefallen, die ihnen egal sein könnten und sollten. So geben Sie anderen Macht über sich und ihren Selbstwert.
Perfektionisten tun sich schwer mit Kritik: Der größte Kritiker eines Perfektionisten, ist er selbst. Betroffene hinterfragen alles, was sie tun und verbessern sich ständig. Dadurch fällt es ihnen noch schwerer, Kritik anzunehmen. Es wäre einer, der ihnen selbst entgangen ist. Schlimm!
Perfektionisten nehmen alles persönlich: Sachliche Kritik an einer Aufgabe oder scherzhaftes Frotzeln – gibt es bei Perfektionisten nicht. Ihre latente Unsicherheit lässt sie jeden Kommentar persönlich nehmen. Als Abwehrreaktion sehen sich die Perfektionisten in ihrem Streben bestätigt und gehen künftig noch akribischer vor, um Kritik zu vermeiden.
Perfektionisten können sich schwer in Teams einfügen: Im Team müssen alle mal Kompromisse eingehen. Einem Perfektionisten fällt das aber schwer. Abstriche zu machen, hieße nicht perfekt zu sein. Die Arbeit der Kollegen ist zudem selten vollkommen, deshalb würden sie das Projekt am liebsten alleine in die Hand nehmen.
2. Teil: Was also nun tun?
Was du alles mit dem Perfektionismus machen kannst: Wie erwähnt geht man heute davon aus, dass Perfektionismus zu einem gewissen Mass angeboren ist. Es wäre daher falsch, natürliche Eigenschaften mit all den Stärken und Schwächen wegzubekommen. Daher gilt: Perfektion ja, aber mit alternativen Handlungsmöglichkeiten.
Hilfreiche Fragen auf der kognitiven Ebene: Zunächst kann es hilf- und heilsam sein, den Perfektionismus auf der kognitiven Ebene besser verstehen zu lernen. Folgende Fragen können helfen:
Wie geht du mit dem Thema Leistung und Perfektion um?
Gibt es innere Antreiber? Wo hast du das ggf. gelernt?
Wie gehst du mit dem Thema Schwäche um? Darf die sein oder wird z.B. als bedrohlich wahrgenommen?
Wie gehst du mit Fehlern um? Sind diese erlaubt oder verboten? Führen diese zu einem Selbstvorwurf?
Wie gehst du mit Erfolg um? Kannst du Erfolge annehmen ggf. aushalten?
Wem bist du im Familiensystem ähnlich, wenn Du jetzt so perfektionistisch unterwegs bist? Wem unähnlicher, wenn Du Perfektionismus in Sorgfalt umwandelst?
Wie steht es mit den Themen Neid und Eifersucht?
1. Selbstakzeptanz als Tor zur Veränderung:
Bei den Selbststärkungsübungen geht es darum, das eigene Naturell sowie allfällige Schattenseiten akzeptieren zu lernen sowie mit dem Thema spielerischer umzugehen. Ziel jedes Coachings ist es daher, die eigene Fehlertoleranz zu verbessern, ein Ausmaß an Selbstsicherheit zu erlangen, das mit den realen Kompetenzen und Fähigkeiten des Klienten korrespondiert. Mit anderen Worten geht es im Coaching darum, neben der Eigenschaft alternative Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Es is also ist wichtig, dass wir die Kontrolle über den Perfektionismus behalten, also frei entscheiden können, wann wir perfektionistisch sein wollen und wann nicht. Mit den positiven Folgen, z.B. sich bei kleinen Fehlern nicht mehr als Versagerin zu fühlen und zu erleben, dass Bindung zu anderen nicht davon abhängt, dass man alles perfekt macht. Umgekehrt sorgt Perfektion aber auch nicht dafür, dass wir geliebt werden und wir uns auf andere verlassen können – das kann natürlich auch eine ernüchternde und unerfreuliche, gleichwohl wichtige Erkenntnis sein.
2. Finde die positive Absicht sowie Schwestertugend mit dem Werte-Quadrat:
Das Werte-Quadrat ist eine tolle Methode, eine Handlungsalternative für eine (unliebsame) Eigenschaft, hier für den Perfektionismus zu finden. Eine solche Handlungsalternative wird auch als Schwestertugend genannt. Sie hilft dem Betroffenen, eine alternative Handlungsmöglichkeit zu sehen und anzuwenden. Bei Perfektionismus ist die Schwestertugend die Sorgfalt, also sich auf die wichtigsten Punkte zu konzentrieren, dafür und nur dafür Sorge zu tragen.
Ausserdem hilfst es, jeweils die positive Absicht hinter den Werten zu sehen. So kann hinter dem Perfektionismus z.B. Gewissenhaftigkeit angenommen werden, die positive Absicht hinter Gewissenhaftigkeit wäre z.B. Gelassenheit. Somit kann gesagt werden, dass der Perfektionismus Gewissenhaftigkeit verfolgt, was auch die Sorgfalt will, um damit zu mehr Gelassenheit zukommen.
3. Weitere nützliche Aspekte:
Behalten Sie das Große Ganze im Auge: Viele Perfektionisten verzetteln sich oft in Details. Das kann dazu führen, dass sich Aufgaben unnötig verlängern oder dass man den Überblick verliert und einen Tunnelblick erhält. Auch Drittpersonen können besser folgen, da die meisten Menschen eine gewissen Zeit sich mit Details auseinandersetzen können, aber nur eine gewisse Zeit. Generalisierungen können dem entgegenwirken.
Fokus auf die Stärken legen: Perfektionisten legen oft den Fokus auf das, was fehlt oder sie nicht können und geraten dadurch in chronische Selbstzweifel über ihre Fähigkeiten und letztlich den Selbstwert. Besser ist es, sich auf die Stärken und Talente sowie die bisherigen und künftigen Erfolge zu konzentrieren. Als mehr Ziele als Probleme vor Augen halten.
Höre auf, sich mit anderen zu vergleichen: Jeder kann etwas – und manche eben etwas besser als andere. Talente sind nun mal ungleich verteilt. Ihre Aufgabe ist aber nicht, für Gerechtigkeit zu sorgen, sondern das Beste aus Ihren eigenen Begabungen zu machen. Der Weg zum Ziel zählt, nicht der Erfolg.
Setze realistische Erwartungen: Sorgfalt ist die grosse Schwester der Perfektion und sie nimmt das Leben einfacher. Sie versucht, ihre Sache, und damit sind wichtigsten Aspekte einer Aufgabe, gut zu machen. Oft reichen bereits 80 Prozent vom Optimum völlig aus, um eine Aufgabe zu erledigen und das Ziel zu erreichen.
Erlaube dir und rechne damit, Fehler zu machen: Es gibt kein Naturgesetz, das besagt, ich darf keine Fehler machen. Im Gegenteil. Die Summe aller gemachten Fehlern nennt man auch Weisheit. Sehe Fehler also nicht als Feind, sondern als Chance, eine Schritt zur Meisterschaft weiterzukommen. Es kann somit sehr hilfreich sein, sich dazu zu entscheiden, Fehler machen zu dürfen. Wie die Gebrüder Grimm schon sagen: Aus Fehler wird man klug, darum ist einer nicht genug. Und wichtig: Bei den falschen Leuten kann man nichts richtig machen, und bei den richtigen Leuten kann man nichts falsch machen. Prüfe auch immer, in welchen Kreisen du dich bewegst.
Lerne, mit Kritik umzugehen: Es ist ein Irrglaube, dass Perfektion vor Kritik schützt. Wer alles allen recht machen willen, wird sich früher oder später verzetteln, verliert sein Ziel aus den Augen und opfert damit sein Selbstwirksamkeit. Das führt zu berechtigter Kritik, was man gerade vermeiden möchte.
Suche Hilfe: Keiner kann alles alleine schaffen, jeder steht irgendwann irgendwo an und ist unsicher, wie es weiter geht. Es ist ein Zeichen von Größe, seine eigenen Schwächen einzugestehen und wenn nötig Hilfe zu suchen.
Analysiere weniger: Man kann Probleme auch überanalysieren. Auch das ist eine Form von Detailversessenheit. Oder eine Form von Aufschieberitis: Aus Angst loslegen zu müssen und dann womöglich Fehler zu machen, wird einfach weiter analysiert. Somit:
Just do it – handeln statt denken: Legen Sie endlich los, es wird Dir niemand der Kopfabreisen. Verhalten, Strategien können dann immer noch angepasst werden. Einfach kein Fehler zweimal machen.
4. NLP-Interventionen, Hypno- oder Schemacoaching:
Viele NLP-Techniken befreien vom Druck, alles perfekt machen zu können. a) Hypno- oder Schemacoaching
Bei wirklich stark festgefahrenen Mustern empfehle ich ein Schema-Coaching. Hier packen wir das Thema tief an der Wurzel und das geht am besten und schnellsten in Trance oder in Stuhldialogen.
Erkennst du dich bei der einen oder anderen Schaltstelle wieder und hast Du endgültig genug von der Perfektion? Dann schau, was du gegen deine überhöhte Ansprüche an Perfektion und Kontrolle alles machen kannst.
Jedes Anliegen höchst individuell
Deswegen variieren die Wahl der Methoden sowie die Anzahl der Sitzungen. Folgender Ablauf an Sitzungen hat sich beim Thema Perfektionismus in der Praxis bewährt, kann aber individuell angepasst werden:
Nr. 1.: Kennenlerngespräch: Anliegen und Zielbestimmung; Einordnung auf der Ebene der Wahrnehmung, Fühlens und Denkens, positive und negative Seiten des Perfektionismus, Werte-Quadrat; Vereinbarung des weiteres Leistungsauftrages;
Nr. 2: PEP und Selbstwert-Training: Hier geht es um Annahme und Transformation unliebsamer Gedanken und Gefühle; prüfen der BIG V ; Erarbeitung eines Motto-Ziels zum generellen Umgang mit dem Thema;
Nr. 3: Ressourcen-Mindmap: Da Perfektionismus eng verbunden mit dem Selbstwert ist, ist das Erarbeiten sämtlicher Ressourcen ein Muss und Wohltat zugleich; Ketten-Anker;
Nr. 4: Glaubenssätze, Lebensskripte: Arbeit an Glaubenssätzen und am Lebensskript, Arbeiten an der Ursprungssituation zur Transformation innerer Überzeugung der Perfektion in Trance oder mittels Kognitions-Kongruenz-Tests;
Nr. 5: Integrationssitzung: Repetition und Integrierung des Gelernten in den Alltag; ich zeige wie; vielleicht die wichtigste Sitzung überhaupt;
Nr. 6: Refresher Sitzung nach drei Monaten: Repetition sowie Ergänzende Übungen und
Aufgaben für den Alltag.
Du kannst das Erlernte sofort umsetzen, schon bei der nächsten Email, Telefonat, Meeting, Vortrag, Bewerbung etc. Du und dein Umfeld wird den Unterschied sofort bemerken! Möchtest du nun deinen Perfektionismus nun optimieren? Der Weg dazu ist ganz einfach: Melde dich bei mir und wir vereinbaren ein unverbindliches Kennenlerngespräch. Weitere Informationen findest Du auf der Homepage. Es ist ein Gesprächscoaching wert.
Oliver Streiff, Rechtsanwalt & Coach, Nimm8-Coaching